Samstag, 28. Februar 2015

Was ist eigentlich Verlorenheit?

Wozu ist Jesus gekommen?
Lk.19,10: Der Menschensohn ist gekommen, um die Verlorenen zu suchen und zu retten.«
Genau dazu ist Jesus gekommen, um Verlorene zu suchen. Jesus spricht immer wieder von Verlorenen. Was meint Jesus damit, wenn er von Verlorenen spricht?

Leider geschieht es nur allzu oft, dass wir bei Verlorenheit gleich an die Hölle denken.
"Verlorene sind Menschen, die nicht in den Himmel, sondern in die Hölle kommen."
Diese einseitige Vorstellung von Verlorenheit bewirkt leider oft, dass wir ganz bequem bei der Denkkategorie »wir und die anderen« bleiben können. Wir kommen ja in den Himmel und die Verlorenen in die Hölle.
Aber es ist ja genau dieser Ansatz, der zur Distanz führt, der uns in die Rolle der Pharisäer bringt und dieses Überlegenheitsgefühl erzeugt, dem sich keiner freiwillig nähern möchte.
Aber um Jesus herum scharen sich ja die Verlorenen. Er hat ja genau keine Distanz aufgebaut zu diesen Menschen. Und auch uns gelingt das nur, wenn wir Verlorenheit viel breiter auffassen.

Was ist Verlorenheit?
Verlorenheit bedeutet eben in erster Linie nicht, in die Hölle zu kommen. Hölle spielt nicht die dominante Rolle in der Bibel und in der Botschaft Jesu, wie das später im Mittelalter und in mittelalterlichen Abbildungen der Fall ist. Ein ganzer Teil der jüdischen Gläubigen glaubte nicht einmal an ein Leben nach dem Tode und in weiten Teilen des alten Testaments finden wir auch nichts von einem Leben nach dem Tod.
So steht zum Beispiel in der Apostelgeschichte:
Apg 23,8 Denn die Sadduzäer behaupten, dass es weder eine Auferstehung noch Engel oder Geister gibt, während die Pharisäer an all das glauben. 
Diese religiöse Gruppe der Sadduzäer glaubte nicht an eine Auferstehung oder ein Leben nach dem Tod. Für einen Juden zur Zeit Jesu war das wichtigste nicht die Höllenvermeidung.
Bei uns ist ja ganz schnell Frömmigkeit und Gehorsam motiviert vom Ziel, es Gott recht zu machen, damit man nicht in die Hölle kommt. Der Jude zur Zeit Jesu denkt aber nicht gleich an die Hölle, sondern er möchte mit dem ihm anvertrauten Leben verantwortungsvoll und gerecht vor seinem Schöpfer leben. Denn diesem Schöpfer verdankt er sein Leben und dieser Schöpfer bewahrt und führt sein Leben und dieser Schöpfer segnet und versorgt ihn.
Der Jude ist nicht von der Strafe motiviert, sondern vom Bund, den er mit Gott geschlossen hat. Er ist diesem Gott verpflichtet, ganz gleich ob es ein Leben nach dem Tod gibt, einen Himmel oder eine Hölle. Ich will doch Gott nicht gehorsam sein wegen einer möglichen Hölle, sondern weil ich in einem Bund mit ihm stehe. Und einen Bund gilt es unter allen Umständen einzuhalten. Und darum muss aus unseren Köpfen der Gedanke heraus, dass es bei Verlorenheit vor allem um die Hölle geht.
Wenn Jesus Menschen vor der Verlorenheit retten möchte, dann geht es ihm nicht primär darum, vor der Hölle zu retten. Denn sonst ist Rettung auch nur für all die Menschen relevant, die an eine Hölle glauben. Für alle anderen sind wir sonst gar keine relevanten Gesprächspartner und Gott kein relevanter Retter. Wer nicht an die Hölle glaubt, und das tun heutzutage die wenigsten Menschen, der ist auch nicht an einer Rettung vor der Hölle interessiert. Das macht genauso wenig Sinn, wie jemanden eine Autoversicherung anzudrehen, der kein Auto besitzt!
Wie können wir Verlorenheit also breiter auffassen?
Wenn Jesus von Verlorenheit spricht, dann geht es um ganz viele Aspekte von Verlorenheit:

-den Weg verloren haben, den Lebensweg, den geraden Weg, den konstruktiven Weg

-Das Ziel und den Sinn verloren haben im Leben. Das betrifft ganz viele Menschen, die im Laufe der Jahre den Sinn ihres Lebens verloren haben durch Schicksalsschläge oder schlechte Erfahrungen oder Misshandlung oder Entbehrung. Wenn es bei Jesus nur um die Rettung vor der Hölle geht, sind diese Menschen erst mal nicht interessiert.

-Die Perspektive, die Hoffnung verlieren. Wie viele Menschen haben ihre Hoffnung verloren, je wieder aus ihrem Schlamassel, aus ihrer Schuld, aus dieser Armut, aus dieser Verzweiflung, aus diesem schlechten Gewissen, aus diesen Selbstvorwürfen herauszufinden.

-Das Maß verloren haben  Auch das betrifft viele Menschen, die in verschiedenen Lebensbereichen das Maß verloren haben. Ihr Leben ist gekennzeichnet von massloser Gier oder maßlosem Essen oder maßloser Geldverschwendung. Sie sind masslos ehrgeizig oder neidisch. Sie haben das Maß verloren wenn es um Alkohol geht, Computerspiele oder Sexualität. Sie haben ihr zeitliches Mass verloren, das Maß für ihre Arbeit verloren und schuften sich zu Tode, vernachlässigen Ehepartner oder Kinder.

-Diejenigen, die die Verbindung zu anderen Menschen verloren haben. Menschen, die Beziehungen verloren haben, den Verlust oder den Tod eines Menschen erlebt haben. Menschen, die in die Isolation oder an den Rand geraten sind und nicht mehr zurückfinden in gesunde Beziehungen und Freundschaften. Menschen die innerlich zugemacht haben, verschlossen sind und sich einfach nicht mehr öffnen können.

-Menschen, die Wertschätzung & Anerkennung verloren haben. Ihr Leben ist dominiert von Schuldgefühlen oder von Scham. Sie wurden verletzt, zu Opfern gemacht und ihrer Würde beraubt.

-Menschen, die ihren Frieden verloren haben. Sie fühlen sich als Getriebene, kommen nie zur Ruhe, können sich selbst nicht vergeben. Sie leben in dauernder Auseinandersetzung und Streit mit anderen. In ihnen tobt ein Sturm, sie liegen innerlich auf der Lauer und erklären jedermann zu ihrem Feind.

-Und zu guter Letzt Menschen, die ihre Moral verloren haben. Sie sind auf die schiefe Bahn geraten. Sie haben sich mit den falschen Menschen eingelassen. Ihr Leben wurde unehrlich, betrügerisch. Sie haben ihre Integrität verloren, sie haben ihre Werte dem Erfolg oder dem Geld geopfert. Sie haben ihre Unschuld verloren.

Verlorenheit kann so vielfältig sein und wenn wir Menschen nur vor der Hölle retten wollen, dann haben wir nur eine sehr einseitige Botschaft und eine kleine Zuhörerschaft.
Viele denken, wenn das Thema Hölle vom Tisch ist, dann macht Evangelisation keinen Sinn mehr.
Aber ich sage: wenn das Thema Hölle vom Tisch ist, dann geht es erst richtig los! Dann kann ich ganz vielfältige Rettung zu den Menschen bringen. Wenn es bei Evangelisation nicht nur um die Rettung vor ewiger Verlorenheit geht, dann kann ich die Menschen endlich auf das vielfältige Angebot hinweisen, wo Gott retten möchte und wo er Menschen das Leben wiederfinden lassen möchte, das er ihnen zugedacht hat.

Evangelisation geschieht nicht nur dann, wenn einer in den Himmel kommt und vor der ewigen Verdammnis errettet wird. Evangelisation geschieht überall dort, wo die verschiedenartigste Verlorenheit im Leben von Menschen überwunden wird. Wenn Evangelisation erst dann geschieht, wenn sich einer bekehrt oder in den Himmel kommt, dann fühlt sich der Großteil der Christen ständig als Versager. Denn die wenigsten machen genau dieses Erlebnis, dass sich jemand bei ihnen bekehrt. Wenn Evangelisation aber auch bedeutet, Gottes rettende Kraft in all die vielen verlorenen Lebensbereiche der Menschen zu bringen, dann sind wir plötzlich alle Evangelisten oder zur Evangelisation fähig!

Evangelisation ereignet sich dann auch,
-Wenn ich Gottes heilende Kraft bringe, da wo Menschen ihre Gesundheit verloren haben
-Wenn ich Gottes Weisheit und Rat bringe, da wo Menschen ihren Weg verloren haben
-Wenn ich Gottes Frieden bringe, da wo Menschen ihre Geborgenheit verloren haben
-Wenn ich Gottes Hoffnung bringe, da wo Menschen ihre Perspektive verloren haben
-Wenn ich Gottes Würde bringe, da wo Menschen ihr Gesicht verloren haben.
All das ist Evangelisation im eigentlichen Sinne: eine gute Botschaft bringen.
Und ich bin davon überzeugt, dass jedes Erlebnis mit der Retterliebe Gottes Menschen Stück für Stück näher dazu bringt, Gott die gesamte Herrschaft ihres Lebens anzuvertrauen.

Jesus hat genau solche verlorenen Menschen gesucht. Für ihre vielfältige Verlorenheit wollte er die Rettung sein. Und die Menschen haben das gespürt und die Verlorensten von allen haben sich in Scharen um ihn versammelt. Sie haben gehofft, dass Jesus ihnen hilft ihren Weg, ihre Perspektive, ihre Würde, ihre Menschlichkeit, ihre Moral, ihren Frieden, ihre Unschuld  und ihre Hoffnung wiederzufinden.

Wenn wir Verlorenheit in diesem Sinne verstehen, dann gibt es plötzlich kein »die und wir« mehr. Dann geschieht Mission und Evangelisation auf Augenhöhe! Dann gibt es kein christliches Gefälle hin zum Rest der Welt. Dann kann man auch von uns sagen: Freunde der Sünder und Zöllner.
Dann kann ich mich nicht vom Rest der Welt absondern indem ich sage: ich komm ja in den Himmel. Wenn Verlorenheit so umfassend gemeint ist, dann bin auch ich immer wieder ein Verlorener und dann brauche auch ich immer wieder Rettung. Denn auch ich verliere zwischendurch meine Perspektive, auch ich verliere immer wieder das Maß, auch ich verliere von Zeit zu Zeit meinen Frieden, auch ich verrenne mich in verkehrte Wege, Haltungen und Überzeugungen. Auch nach vielen Jahren Christsein brauche ich immer noch einen Retter, selbst wenn die Ewigkeitsfrage schon längst geklärt ist. Erst wenn ich das verstanden habe, kann ich auch die anderen wichtigen Aussagen Jesu befolgen, wo er uns auffordert andere nicht zu richten oder zu verdammen oder zu verurteilen.



Mehr zu dieser Thematik am 15.3.15 im Gottesdienst der Basileia Vineyard Basel,

17.30 in der Theodorskirche in Basel!


Freitag, 20. Februar 2015

Der Liebes-Code

Unter diesem Titel wurde jüngst in der Welt ein Artikel von Nicola Erdmann veröffentlicht, der sich mit der Frage beschäftigt was wahre Liebe zwischen Ehepaaren wirklich ausmacht.
Für eine dauerhafte Beziehung braucht es mehr als Verliebtheit, Erotik und Leidenschaft.
Irgendwie ist das allen klar, und doch sind es genau diese Gefühle, nach denen die meisten Ausschau halten.
Besonders wichtig für eine Beziehung sind gemeinsame Ziele,  ähnliche Werte und Moralvorstellungen.Es ist die Summe der Gemeinsamkeiten, die eine Beziehung stark macht.Gerade weil sich Gegensätze anziehen ist es so wichtig, auf das Gemeinsame zu achten.
Es sind die Gemeinsamkeiten, die gemeinsamen Interessen, der gemeinsame Glaube, die gemeinsamen Hobbys, die gemeinsamen Ziele, die gemeinsamen Kinder, die gemeinsamen Ferien die den Liebestank füllen, den Wohlwollen Tank.
Und es sind die Unterschiedlichkeiten, die natürlich unvermeidbar sind, die genau diesen Tank leeren.

Romantik am Rhein
Offensichtlich scheint es immer schwerer zu werden, den richtigen Partner zu finden. Das immer spätere Heiratsalter  liegt ja nicht nur an der verlängerten Ausbildung, sondern auch an der Schwierigkeit, sich für einen Partner konkret zu entscheiden. Erdmann schreibt:
Sarah war sieben Jahre lang Single. Im Sommer 2010 lernt sie bei der Arbeit Felix kennen, einen der "nettesten Menschen der Welt", wie sie bald von ihm sagt, aber Interesse an ihm als Mann hat sie nicht. Optisch ist er nicht ihr Typ, außerdem ist er ziemlich klein, sie hat andere Vorstellungen. Doch sie arbeiten über Wochen zusammen, er zeigt irgendwann ziemlich deutlich sein Interesse an ihr, sie sind sich einig über zentrale Fragen, haben die gleichen Ziele, den gleichen Humor. Sarah mag Felix – und als er sie irgendwann küsst, findet sie es okay.
Ein paar Wochen später werden sie ein Paar – es ist unkompliziert mit ihm, er ist zuverlässig, sie verstehen sich. "Ich war so lange Single", sagt Sarah, "und ich dachte mir einfach: Es stört mich nichts Gravierendes, wir verstehen uns so gut, ich sollte das jetzt einfach mal machen." Und bis heute hat sie es nicht bereut, im Gegenteil: Sarah ist sehr glücklich mit Felix, sie hat ihn in Sachen Zuneigung inzwischen aufgeholt.
Der Artikel fragt sinnig, ob solch ein Start in eine Beziehung überhaupt sein darf? So nüchtern, so überlegt, ohne Schmetterlinge im Bauch. Kann das Liebe sein?
Doch gerade neue Studien zeigen, dass der Schlüssel zum Glück »Vernunft« heißt. Auch hier noch einmal ein Zitat aus dem Artikel:
Gewiss, klassischerweise beginnen Beziehungen mit erotischer Anziehung – wer Glück hat, überführt diese dann nach zwei bis vier Jahren in eine Partnerschaft mit freundschaftlicher Liebe. Dafür, dass es eben auch andersrum funktioniert, ist Susanne Wendel das Paradebeispiel. Die heute 42-Jährige tat sich 2011 mit Frank-Thomas zusammen – aus reiner Pragmatik: "Mir war nie einer gut genug, aber dann war ich plötzlich Ende dreißig und wollte noch ein Kind." Da habe sie sich gesagt: "Gut, ich nehme jetzt einen, der da ist." Das war ihr guter Freund Frank-Thomas. Er wollte das Gleiche und ließ sich ein auf den Plan "wir versuchen es jetzt einfach mal" – samt Verlobung. "Es gab weit und breit keine Funken oder Schmetterlinge", erzählt Susanne Wendel. "Zunächst war das wirklich eine riesengroße Überwindung." Das mag befremdlich klingen, für die beiden jedoch war es der Weg zum heute perfekten Lebensglück. Mittlerweile sind sie Eltern eines Sohnes und "total happy".
Wenn in der Gesellschaft Romantik und die Schmetterlinge im Bauch immer noch der Leitstern  für das Eingehen einer Partnerschaft sind, ist es bei uns Christen oft die göttliche Führung.
Auch hier macht so manches Mal die Vernunft oder die objektiven Gemeinsamkeiten der göttlichen Fügung und dem Wunder des Kennenlernens Platz.

Der Artikel erwähnt einige neueste Untersuchungen, was Paare scheinbar zusammenhält. Das eine oder andere finde ich doch sehr bemerkenswert:
Psychologen der University of Virginia haben herausgefunden, dass dreimal am Tag 90 Sekunden Zeit für den Partner genügen sollen, um eine Beziehung stabil zu halten.
Diese Erkenntnis stimmt mich doch eher traurig als hoffnungsvoll. Auf welchem Niveau  müssen sich Beziehungen befinden, dass sie durch 4,5 Minuten Zuwendung am Tag stabil bleiben?
Andere Wissenschaftler sagen, dass Berührungen das Wichtigste für die Zufriedenheit sind, und dabei seien Küsse wichtiger als Sex. Bis zu 100.000 von ihnen verschenken wir im Laufe des Lebens an Partner, mit einer mittleren Dauer von zwölf Sekunden.
Bemerkenswert finde ich die Erkenntnis, dass Beziehungen dadurch glücklich werden, wenn auf fünf positive Interaktionen zwischen Partnern nur eine negative kommt!
Mit dieser Gottmann-Konstante lässt sich in mehr als 90 Prozent aller Fälle korrekt vorhersagen, ob ein Paar sich trennen wird. Bei Paaren, wo negative Interaktionen sogar bereits in der Öffentlichkeit vorkommen, ist es um die Zukunft schlecht bestellt.
Ich denke diese Gleichung gilt nicht nur für Ehepaare sondern ganz allgemein für zwischenmenschlichen Umgang. Auch in unseren Gemeinden und im Umgang  mit Mitarbeitern wäre diese Konstante äußerst hilfreich!

Freitag, 6. Februar 2015

Lustige Gründe, warum Kinder weinen




Mit einer drei Monate alten Tochter erlebt man viel Weinen und Quengeln, dem man keinen Grund zuordnen kann. Manchmal wäre man froh, man wüsste, was wieder einmal der Grund für eine weitere Schreiattacke ist. Alle Eltern von kleinen Kindern wissen wovon ich rede!
Es gibt aber auch außerordentlich lustige Gründe, warum Kinder in Tränen ausbrechen. Dahinter steckt oft eine ganz kindliche Logik, die für uns Großen kaum mehr nachvollziehbar ist!
Auf dieser Internetseite findet man einige davon:

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kids-crying-funny-reasons-30
kids-crying-funny-reasons-13

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