Donnerstag, 21. November 2019

Gedanken zum Reinigungsopfer der Maria

Luk 2:22  Und als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetze Moses vollendet waren, brachten sie ihn nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen,
Luk 2:23  wie im Gesetze des Herrn geschrieben steht: «Alle männliche Erstgeburt soll dem Herrn geheiligt heißen»,
Luk 2:24  und um ein Opfer darzubringen, wie im Gesetze des Herrn geboten ist, ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.

Nach der Geburt eines Kindes galt eine Frau zunächst als unrein. Bei einem Sohn für sieben Tage, bei einer Tochter für 14 Tage unrein.
Diese Unreinheit bedurfte wiederum einer Reinugungsphase: bei der Geburt eines Jungen 40 Tage lang, bei der Geburt eines Mädchens 80 Tage lang.
Erst danach durfte die Frau wieder aus dem Haus gehen und auch den Tempel besuchen. Erst nach Verlauf der 40, bezw. der 80 Tage hatte sie ein einjähriges Lamm als Brandopfer u. eine junge Taube oder eine Turteltaube als Sündopfer zum Eingang des Tempels — nach der Tradition an das Nikanortorb auf der Ostseite des Frauenvorhofs — zum Priester zu bringen. Nun berichtet uns der Text aber, dass Maria und Josef kein Lamm brachten, sondern ein paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. Warum das? Lesen wir in Levitikus nach:
Lev 12:6  Wenn die Zeit ihrer Reinigung für einen Sohn oder eine Tochter vorbei ist, soll sie ein einjähriges Lamm als Brandopfer und eine Taube oder eine Turteltaube als Sündopfer zum Priester an den Eingang zum Zelt der Gottesbegegnung bringen.
Lev 12:8  Reichen ihre Mittel für ein Schaf aber nicht aus, soll sie zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben bringen, eine zum Brandopfer und eine zum Sündopfer.
Dieses Taubenopfer wurde auch schlicht das „Armenopfer“ genannt. Es war eine Sonderregelung für Menschen, die sich nicht einmal ein Lamm leisten konnten. Um sie nicht durch das notwendige Opfer in finanzielle Schwierigkeiten zu bringen, durften sie anstelle des Lammes auch eine Taube als Opfer bringen.
Wenn ich an Marias und Josefs Stelle gewesen wäre hätte ich mich wahrscheinlich gefragt: da soll ich den Retter, den Messias zur Welt bringen, bin von Gott auserwählt und gesegnet, und kann mir am Ende nicht einmal ein normales Opfer leisten. Wo bleibt denn da Gottes Hilfe, wo bleibt denn da seine Versorgung? Hätte er mit dem Messias nicht auch Reichtum in mein Leben bringen können?
Ich bewundere Maria, wie sie nicht mit ihrer Aufgabe hadert, selbst wenn nicht alle Bereiche blühen, ihre finanzielle Situation schwierig ist, ihr Ruf geschädigt und trotzdem bleibt sie Gott und seinem Auftrag für ihr Leben treu.
Ich merke dann, wie ich schnell mit Gott hadere, wenn nicht alle meine Erwartungen an ein gutes Leben in Erfüllung gehen. Innerlich bin ich oft am Verhandeln mit Gott, dass ich dann bereit bin seine Aufgaben zu erfüllen, wenn er im Gegenzug alles in meinem Leben in Ordnung bringt.

Gedanken zur Verlobung von Josef und Maria

Mt. 1,18 Es folgt die Geschichte der Geburt von Jesus, dem Messias: Seine Mutter Maria war mit Josef verlobt. Da stellte sich heraus, dass Maria ein Kind erwartete, obwohl sie noch nicht miteinander geschlafen hatten. Sie war durch den Heiligen Geist schwanger geworden. 19 Josef, der schon als ihr Ehemann galt, war ein gewissenhafter und gottesfürchtiger Mann. Er nahm sich deshalb vor, den Ehevertrag stillschweigend rückgängig zu machen, um sie nicht bloßzustellen. 20 Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum. "Josef", sagte er, "du Sohn Davids, zögere nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen. Denn das Kind, das sie erwartet, stammt vom Heiligen Geist. 21 Sie wird einen Sohn zur Welt bringen, den du Jesus, Retter, nennen sollst, denn er wird sein Volk von seinen Sünden befreien.

Der Text redet davon, dass Josef und Maria verlobt waren. Wie muss man sich das vorstellen? Zur damaligen Zeit war es üblich, dass die Brauteltern mit dem Bräutigam oder dessen Eltern einen Ehevertrag abschlossen. Dabei wurde den Brauteltern ein Brautpreis überlassen, womit die Braut in die Familie und das Haus des Bräutigams übergegangen ist. Mit dem Abschluss dieses Ehevertrages waren der Mann und die Frau miteinander verlobt und der Ehevertrag war bereits rechtsgültig. Normalerweise wartete man aber mit der Heimholung der Braut in das Haus des Bräutigams ein Jahr, um sicherzustellen, dass die Braut auch wirklich noch Jungfrau war. Wäre ihr in diesem Jahr durch einen immer größer werdenden Bauch eine Schwangerschaft nachgewiesen worden, so wäre klar gewesen, dass sie vor dem Abschluss des Ehevertrags von jemand anderem geschwängert worden wäre und damit keine Jungfrau mehr war. So konnte man den Ehevertrag wieder auflösen und im zweiten Schritt die Braut auch vor Gericht stellen wegen Unzucht.
Bei Maria hat es sich nun genauso abgespielt. Sie befand sich als Verlobte in diesem Wartejahr und Josef hatte sie noch nicht in sein Haus geholt. Und genau jetzt muss Maria ihren Verlobten offenbaren, dass sie schwanger ist.
An der Reaktion von Josef wird zweierlei deutlich: seine Aufrichtigkeit und auch seine Barmherzigkeit. Da Josef natürlich nicht von einer Schwangerschaft durch den Heiligen Geist ausgegangen ist, brachte er seine Enttäuschung über die nicht von ihm stammende Schwangerschaft dadurch zum Ausdruck, dass er die Ehe auflösen wollte. Er wollte dies aber stillschweigend ohne Einbezug der Öffentlichkeit tun, damit Maria nicht vor Gericht gestellt würde und je nach Richter ernsthafte Konsequenzen bis zur Todesstrafe hätten erleiden müssen. Josef lässt hier Barmherzigkeit vor Recht geschehen. Das ist sicher seiner Liebe zu Maria, aber auch seiner großen Barmherzigkeit geschuldet. Dies macht auch deutlich in welcher Familienatmosphäre Jesus aufgewachsen ist. Hier herrschte nicht strenge Gesetzlichkeit, wo ohne Rücksicht auf Verluste das Gesetz bis zum letzten durchgezogen wurde, sondern Jesus hatte einen Vater, der um der Liebe willen Gnade vor Recht ergehen ließ. So wurde unser Herr nicht nur von seinem barmherzigen himmlischen Vater, sondern auch von seinem barmherzigen irdischen Vater geprägt.