Samstag, 12. November 2016

Christ - Superchrist - US Präsident

Auch ich muss noch ein paar Gedanken zur amerikanischen Präsidentschaftswahl abgeben.
Natürlich bin ich schockiert über das Wahlergebnis. Aber noch betroffener macht mich, dass offensichtlich über 80% der Evangelikalen Trump gewählt haben.
Leute wie Bill Johnson von Redding oder Franklin Graham, der Sohn und Nachfolger von Billy Graham posten ganz selbstbewusst, dass Trumps Wahl ein großer Sieg für das Reich Gottes ist und nicht weniger als ein Wunder Gottes. Hillary Clinton ist das personifizierte Böse und Trump ein wunderbarer Christ.

Das haben wir von unserer Bekehrungs-Theologie! Hauptsache bekehrt, Hauptsache ich bin Christ. Aber es geht doch nicht darum, ob sich jemand Christ nennt, sondern ob er als Christ lebt und entscheidet. Das erinnert mich sehr an die Zeit von Kaiser Konstantin, wo das Christentum zur Staatsreligion wurde, also ganz eng verknüpft mit Politik. Da war es am Ende egal wie man lebte, Hauptsache der Schlusspunkt des Lebens stimmt, nämlich die Taufe. So hat sich Kaiser Konstantin und viele andere erst auf dem Sterbebett taufen lassen, um leben zu können wie sie wollen, aber schließlich mit dem richtigen Schlusspunkt des Lebens. Und heute geht es weniger um den Schlusspunkt, sondern den Anfangspunkt: die Bekehrung. Hauptsache dieser Punkt stimmt. Da zaubern Trump und andere aus seinem Stab das Bekehrungsdatum aus dem Hut und schon ist alles in Ordnung, weil der Startpunkt stimmt, egal wie sie danach leben, handeln oder entscheiden.

Als es um die letztendliche Entscheidung ging, wer beim Vater landet und wer nicht, spielte bei Jesus in Matthäus 25 der Startpunkt oder der Endpunkt überhaupt keine Rolle, sondern allein das Verhalten. "Ich war Flüchtling und ihr habt mich aufgenommen, ich war arm und ihr habt euch um mich gekümmert." Von mir aus kann man gerne sagen, dass beide Präsidentschaftskandidaten ein Übel sind und der eine weniger übel als der andere. Aber den Wahlsieg von Donald Trump als Sieg für das Reich Gottes und als Wunder Gottes zu bezeichnen, das geht nun überhaupt nicht. Egal ob es von Graham oder Johnson kommt.

Und ich bin auch gegen Abtreibung und für das Leben. Aber genau die Politiker, die so vehement gegen Abtreibung sind scheren sich einen Dreck darum, wie es mit dem geborenen Leben weitergeht. Genau für diese Neugeborenen wir dann nämlich die Krankenversicherung abgeschafft und ihre Mütter wissen nicht, wie sie zum Kinderarzt gehen sollen! Und genau diese Neugeborenen werden Jahre später im Kugelhagel der vielen Waffen  Opfer. Wir sollten nicht nur Pro Life sondern pro Living sein!