Dienstag, 6. Mai 2014

Intersexualität

SWR1 LeuteHeute habe ich einen interessanten Podcast gehört mit Lucie Veith, der Vorsitzenden des Vereins "Intersexuelle Menschen".
Die Medizin spricht von Intersexualität, wenn ein Mensch genetisch (aufgrund seiner Geschlechtschromosomen) und/oder anatomisch (aufgrund seiner Geschlechtsorgane) und hormonell (aufgrund des Mengenverhältnisses der Geschlechtshormone) nicht eindeutig dem weiblichen oder dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden kann. (aus Wikipedia)
Was beim Thema Homosexualität bisher noch nicht möglich ist, nämlich eine klare genetische oder hormonelle Ursache für homosexuelles Empfinden festzustellen, das ist beim Thema Intersexualität jedoch möglich. Das bedeutet allerdings nicht, das ausgeschlossen ist, dass in Zukunft auch klare »medizinische« Ursachen für Homosexualität festgestellt werden können.

Wo in der Vergangenheit intersexuelle Menschen durch Operationen im Säuglingsalter auf ein eindeutiges Geschlecht festgelegt wurden, nimmt man heute davon zunehmend Abstand und überlässt die Entscheidung über eine mögliche Genitaloperation den Betroffenen selbst. Man trägt dabei zum einen der Tatsache Rechnung, dass die uneindeutige sexuelle Identität nicht nur eingebildet ist, sondern tatsächlich biologische Ursachen hat. Besonders bei intersexuellen Menschen wird die Spannung zwischen sexuellem Erscheinungsbild oder geschlechtsspezifischer Erziehung und sexueller Identität sehr deutlich.
Das Interview mit Lucie Veith macht diese Spannung deutlich und welche Auswirkung ein falscher Umgang von Menschen auf deren Psyche haben kann.
Das Zuhören dieser Konversation verlangt mir wieder einmal Bescheidenheit und Zurückhaltung ab wenn es darum geht, vorschnell über Menschen zu urteilen oder über ihr Schicksal so klar biblischen Bescheid zu wissen.

Liest man im Wikipediaartikel über Intersexualität weiter, stößt man dort auf einen Satz, der mich traurig stimmt:
»Einige Intersexuelle mit Wunsch nach Religion oder Esoterik haben – ebenso wie Schwule, Lesben und Transgender – der christlichen Kultur aufgrund ihrer mangelnden Akzeptanz den Rücken gekehrt.«
Warum hat es Jesus geschafft, dass sich gerade die Randfiguren und die Sonderfälle der Gesellschaft ihm scharenweise angeschlossen haben, wohingegen diese Menschen heute aufgrund mangelnder Akzeptanz der Kirche, dem Christentum und damit leider auch Jesus selbst den Rücken kehren?
Wer an diesem Thema weiterdenken möchte empfehle ich den Podcast von SWR Leute anzuhören.

4 Kommentare:

  1. Auch noch zum nachdenken:

    http://www.desiringgod.org/blog/posts/why-homosexuality-is-not-like-other-sins

    AntwortenLöschen
  2. Genau dieser Artikel ist in sich widerspruchsvoll. Er will aufzeigen, warum Homosexualität anders ist als andere Sünden ist: weil Homosexualität eben solch öffentlichen Zuspruch findet. Die anderen Sünden, die 1.Kor.6,9+10 erwähnt finden eben nicht solch öffentliche Zustimmung.
    Aber genau hier zeigt der Autor seine persönliche Prägung und seine Blindheit: er stammt eben aus Kreisen, wo der Blick ständig auf das Thema Homosexualität gelenkt wird und mit Argusaugen jegliche öffentliche Zustimmung und jeder Applaus für dieses Thema wahrgenommen wird.
    Aber er ist sich nicht bewusst, dass die anderen Themen dieses Verses oder andere Sünden der Bibel noch viel mehr von der Öffentlichkeit Zustimmung erfahren, ja nicht nur Zustimmung sondern ganz breite Akzeptanz und hemmungslos gelebt werden.
    Der Vers in 1.Kor. erwähnt auch Ehebruch, Habsucht, Alkoholismus und Lästerung. 5 % der Menschen gelten als homosexuell, aber 50 % aller Ehen werden geschieden. Und Habsucht ist zum dominierenden Lebensstil der westlichen Welt geworden und erhält seinen Applaus mit jedem neuen Prospekt von Media Markt oder Aldi! Alkoholismus ist ein wesentlich größeres Problem unserer Welt als Homosexualität und findet seine öffentliche Zelebrierung bei jeder Fastnacht, jedem Bundesligasiel und jeder Party.
    Und Lästerungen bekommt seine regelmäßige öffentliche Bewunderung in jeder Ausgabe der Klatschmagazine an unseren Kiosks und in den Wartezimmern.
    Wie kann der Autor nur davon reden, dass Homosexualität in unserer Gesellschaft so hofiert wird und darum anders ist wie alle anderen Sünden? Wie blind muss man für die anderen Sünden sein, die sich tagtäglich in unserem ganz normalen Lebensalltag abspielen?
    Warum stehen Christen nicht gegen Habsucht oder die Verbreitung von Klatschblätter auf? Habsucht und Lästerung werden um ein Vielfaches mehr erwähnt von der Bibel als das Thema Homosexualität, dass sich gerade dreimal im Neuen Testament vorfindet.

    AntwortenLöschen
  3. Ich gebe Martin grundsätzlich recht in dieser Einschätzung der Bewertung von Sünden. Viele Christen sind da mindestens auf einem Auge blind, auch auf so manchem Hühnerauge noch. Ich sehe allerdings einen Aspekt bei den ganzen Fragen rund um das Geschlechterthema: Das ist die systematische Zerstörung der Keimzelle der Menschheit, nämlich der Familie. Das Gegenmittel ist aber nicht dagegen zu schimpfen oder den moralischen Zeigefinger zu erheben, die Antwort darauf ist schlicht, ein Leben zu leben das Jesus und den Vater reflektiert und wo das Herz und die Werte des Königreichs Gottes ganz real sichtbar und zu erleben sind - greifbar, spürbar, real!

    AntwortenLöschen
  4. Ich stimme zu, dass Homosexualität als Bedrohung der Keimzelle Familie erlebt wird. Aber es gilt zu bedenken, dass der Lebensstil der Alleinstehenden - ich mit mir in meiner Wohnung und meiner geliebten Unabhängigkkeit - die viel grössere Bedrohung unserer familiären Gesellschaftsstrukturen darstellen. Auch hier sind v.a. die Schwulen im Blick als Familienschwächer und kaum ein Christ bedenkt die vielen bewussten Singles, die sich gegen Familie und Bindung entscheiden um ihre Unabhängigkeit und ihre Individualität so lange wie möglich leben zu können. Aber ich höre kaum eine Predigt, die sich mit dem Phänomen des Singlelebens kritisch auseinandersetzt. In Basel ist jede zweite Wohnung alleine bewohnt. Das schwächt familiäre Strukturen, Gemeinsinn und Werte wie Rücksicht und Miteinander um so viel mehr als die paar Homosexuellen, die nicht in der klassischen heterosexuellen Eheform leben.

    AntwortenLöschen