Sonntag, 17. Mai 2015

Wenn wir mehr in die Idee von Gerechtigkeit verliebt sind als in gerechtes Handeln




Vergangene Woche war ich mit unserem Leitungsteam auf einer Fortbildung in London. Dabei haben wir eine Veranstaltung der London School of Theology besucht. Referent war der aus Korea stammende US Amerikaner Eugene Cho. Er ist Pastor der Quest Church in Seattle und Gründer von One Day's Wages. Dies ist eine Organisation, die sich darum bemüht die schlimmsten Form von Armut auf unserer Welt zu bekämpfen. Der Kerngedanke von Cho war, dass er sich über viele Jahre sehr mit dem Thema Gerechtigkeit und Armut auseinandergesetzt hat, Predigten darüber gehalten, Blogs geschrieben, Vorträge gehalten, aber selbst eigentlich keinen persönlichen Beitrag für mehr Gerechtigkeit geleistet hat. Er hatwahrgenommen, dass er mehr in die Idee von Gerechtigkeit verliebt war als selbst gerecht zu handeln. Ganz schnell bekommt man den Eindruck, bereits genügend getan zu haben, wenn man in eine große Idee verliebt ist, über sie spricht, sich darüber austauscht und sich darin weiterbildet. Er hatte sein Schlüsselerlebnis beim Besuch einer Schule in Burma, als er wahrnahm, dass die dortigen Lehrer nur 40$ im Jahr verdienen. Dies führt dazu, dass er sich zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern entschloss, ein gesamtes Jahresgehalt für die Bekämpfung von Armut wegzugeben. Sie haben sich dazu freigemacht von ganz viel persönlichem Besitz und vier Jahre lang so einfach und sparsam gelebt, dass sie ein Jahresgehalt spenden konnten.
Ich habe mich beim Hören des Vortrages gefragt, wo mich die Schaffung von Gerechtigkeit persönlichnetwas kostet? Wo rede ich nur davon, halte Predigten darüber (die dann noch einen Preis gewinnen), lese darüber, aber tue nichts, was mich wirklich ein Opfer kostet.
Als David im AT den Tempelplatz gefunden hatte, wollte ihm der dort ansässige Bauer den Platz und die Opfertiere, die David Gott darbringen wollte, schenken. David wollte sich darauf nicht einlassen, sondern dafür bezahlen mit der Begründung:
2.Sam.24,24 Doch der König wandte ein: "Nein, ich will alles zum vollen Preis kaufen. Ich möchte dem Herrn, meinem Gott, nicht ein Opfer darbringen, das mich nichts gekostet hat." Und so bezahlte David für den Dreschplatz und die Rinder 50 Silberstücke.
Wieviel meiner Nachfolge und meines Wunsches, Gottes Reich und seine Gerechrigkeit zu suchen, kostet mich wirklich etwas? Wo wird es in meinem Leben so praktisch und konkret, dass es für mich ein Opfer bedeutet und nicht nur aus meinem Überfluss an Zeit und Geld heraus geschieht?
Inzwischen hat Cho eine Organisation gegründet, die das Ziel hat, die schlimmste Armut in der Welt zu bekämpfen. Schnell hat man den Eindruck angesichts des riesigen Ausmaßes an Armut gar nichts ausrichten zu können, und doch macht jede Hilfe für einzelne Menschen einen Unterschied. Durch transparente Projekte, für die alle Spenden zu 100% verwendet werden, werden Kliniken gebaut, Brunnen gegraben, Entbindungsstationen eröffnet, Schulen gebaut, Lehrer bezahlt usw. Seine Idee ist es, den Verdienst eines Tages zu spenden (mind. einmal im Jahr) und so einen konkreten Beitrag zu Gerechrigkeit zu leisten. Auf diese Weise könnten sie als Organisation schon über 2 Millionen Dollar sammeln und über 70 Projekte verwirklichen.
Wer mehr über diese Idee erfahren möchte findet einen kurzen Videoclip hier.
Den gesamten Vortrag von Eugene Cho kann man hier nachhören.
Sein Buch zum Thema hier. (als Kindle EBook gerade für 1,99€)

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