Dienstag, 28. April 2015

Wortgewand: neue Seminarreihe der Vineyard Basel



Im Herbst diesen Jahres werden wir  "Wortgewand" starten.
Wortgewand ist eine Seminarreihe, bei der unterschiedliche Referenten und Referentinnen in regelmässigen Abständen fundiert, inspirierend und wortgewandt biblische und theologische Themen einem breiten Publikum nahebringen.
In diesem Jahr wird Siegfried Zimmer bei uns sein.

Siegfried Zimmer ist seit 1993 Professor für evangelische Theologie und Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg. Er ist Autor mehrerer Bücher und Aufsätze in Fachzeitschriften. Außerdem ist er Mitbegründer der Ludwigsburger “Nachteulen”-Gottesdienste, die seit 15 Jahren einmal monatlich stattfinden und bis zu 1.000 Menschen anziehen.

Thematisch geht es um die Wiederentdeckung des Prophetischen.



Für die einen ist Prophetie wichtiger Bestandteil ihres Glaubens, für die anderen eher skurril und exotisch. Die ersten Propheten der Bibel waren Rebellen, Oppositionelle, Kritiker der Herrschenden. Sie rückten die Themen »Recht und Gerechtigkeit« in den Vordergrund. Das störte und es stört noch heute. Auch Jesus zeigte sich als kritischer Prophet seiner Zeit. Durch dieses Seminar soll das Prophetische in seiner ursprünglichen Bedeutung wieder freigelegt, seine Glaubwürdigkeit und seine verändernde Kraft wieder spürbar werden.

Für mich wird das ein grosses Highlight diesen Jahres.


Infos und Anmeldung

Samstag, 25. April 2015

Der breite und der schmale Weg

Im Moment lese ich in meiner stillen Zeit das Matthäusevangelium. Wenn mir hin und wieder etwas Spezielles ins Auge fällt habe ich vor das hier zu bloggen.

Anfangen möchte ich mit einem bekannten Vers aus der Bergpredigt:
Mt.7,12+13: Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt; und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind ihrer, die ihn finden.

Immer wieder werden diese Verse benutzt, um deutlich zu machen, wie viele Menschen auf dem Weg in die Hölle sind und wie wenige den Weg zum ewigen Leben finden.
Diese Deutung drängt sich auf, wenn man die Übersetzung von Luther benutzt. Etwas anders klingt der Text bereits, wenn man eine modernere Übersetzung liest:
Geht durch das enge Tor! Denn das weite Tor und der breite Weg führen ins Verderben, und viele sind dorthin unterwegs. Wie eng ist das Tor und wie schmal der Weg, der ins Leben führt, und nur wenige sind es, die ihn finden! (NEÜ)

Hier wird „Verderben“ übersetzt und nicht „Verdammnis“. Aber welches Wort wird hier im griechischen Text benutzt?
Das griechische Wort an dieser Stelle (απωλεια, apoleia) kommt 20 Mal im NT vor. Allerdings nur zweimal im Matthäusevangelium. An dieser Stelle und bei der Salbung in Bethanien. Dort wird das Wort folgendermaßen verwendet:
Mat 26:7  Während des Essens kam eine Frau herein, die ein Alabastergefäß mit sehr kostbarem Salböl mitbrachte. Sie goss Jesus das Öl über den Kopf.
Mat 26:8  Als die Jünger das sahen, waren sie empört. "Was soll diese Verschwendung (apoleia)?", sagten sie.
Mat 26:9  "Man hätte dieses Öl teuer verkaufen und das Geld den Armen geben können."

Matthäus gebraucht an dieser eindeutigen Stelle das Wort im Sinne von „Vergeudung “, „Verschwendung“. Natürlich kann apoleia auch Verderben, Zerstörung oder Vernichtung bedeuten, aber Matthäus gebraucht dieses Wort eben für Verschwendung und Vergeudung.
Will dieser Vers also wirklich sagen, dass der Großteil der Menschen in die Hölle kommt und nur ganz wenige in den Himmel? Zunächst einmal steht überhaupt nichts von Himmel oder Hölle in diesen Versen. Wenn, dann steht dort etwas von Verschwendung und Leben.
Wenn ich also mit diesem Blickwinkel noch einmal an den Vers herangehe, könnte man ihn durchaus auch folgendermaßen interpretieren:
Zur damaligen Zeit gab es breite, ausgebaute Wege  (meistens von den Römern angelegt) und es gab natürlich besonders viele schmale, enge Wege die entsprechend zu kleinen Toren  oder Durchgängen führten.
Diese engen Pfade, vielleicht an einer Schlucht entlang, an einem Abhang, an einem Fluss, brauchten ein ganz besonders hohes Maß an Achtsamkeit und bewusstem Gehen, wohingegen der breite, gut ausgebaute Weg und das große Tor deutlich weniger Achtsamkeit und bewusstes Laufen erforderten. Auf dem breiten Weg kann man dahin schlendern, abgelenkt sein, ohne in Gefahr zu geraten.
In diesem Sinne will Jesus durch diese beiden Verse zum Ausdruck bringen, dass es leicht geschehen kann, sein Leben zu vergeuden, zu verschwenden, nichts daraus zu machen, das eigene Leben für nichts Gutes zu verwenden und dadurch gar nicht wirklich gelebt zu haben. Das geschieht, indem man auf dem breiten Weg unterwegs ist, also unachtsam, abgelenkt und wenig bewusst lebt.
Dahingegen führt der schmalen Weg, also das bewusste und achtsame Leben zu wahrem Leben, zu erfülltem Leben, einem Leben das nicht verschwendet und vergeudet wurde, dessen Lebensenergie sich nicht für Sinnloses verschwendet hat.
Es geht in diesen Versen also überhaupt nicht um die Hölle oder das ewige Leben, sondern darum das eigene Leben zu vergeuden, anstatt wirklich bewusst und im Geiste Jesu gelebt zu haben.
Wie man sein Leben nicht vergeudet,  sondern bewusst, achtsam und sinnerfüllt lebt, genau das macht Jesus im Vers zuvor deutlich:
Mat 7:12  Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch für sie! Das ist es, was Gesetz und Propheten fordern. Mat 7:13  Geht durch das enge Tor! Denn das weite Tor und der breite Weg führen ins Verderben, und viele sind dorthin unterwegs.

Wer also so aufmerksam, achtsam und bewusst lebt, dass er die Erwartungen und Bedürfnisse anderer Menschen wahrnimmt und ihnen dementsprechend Gutes tut, genau der vergeudet sein Leben nicht, verschwendet sein Leben nicht für Egoismus und die eigenen Bedürfnisse. Aber dieser Weg ist eben schmal, anstrengend, erfordert Konzentration und Achtsamkeit. Wer einfach so dahin schlendert im Leben, so dahinlebt, nimmt die Bedürfnisse anderer nur wenig wahr, tut dadurch wenig Gutes und vergeudet vieles von dem, wozu sein Leben eigentlich gedacht und berufen ist.

Und genau diesen Gedanken, das Leben nicht zu vergeuden, die eigene Kraft, Energie und Stärken nicht zu verschwenden formuliert Jesus immer wieder. Ganz explizit macht er es im Gleichnis von den anvertrauten Talenten im Mt.25.

Freitag, 17. April 2015

Zimzum der Liebe



In den Ferien haben Nina und ich gemeinsam ein Ehe-Buch gelesen.
http://645e533e2058e72657e9-f9758a43fb7c33cc8adda0fd36101899.r45.cf2.rackcdn.com/harpercollins_us_frontbookcovers_648H/9780062194244.jpgEs stammt von Rob und Kristen Bell. Ja, dem Rob Bell. Es hat den seltsamen Titel: The Zimzum of love. Zimzum (hebr. צמצום, wörtlich ‚Konzentration‘ oder ‚Kontraktion‘), ist nach der Kabbala die Selbstkontraktion Gottes aus seiner eigenen Mitte. Es entsteht ein mystischer Hohlraum, durch den die Existenz des Weltalls überhaupt erst möglich gemacht wird.
Dahinter steht der Gedanke, dass neben einem allmächtigen Gott nichts anderes existieren kann. Es gibt keinen Raum für eine andere Existenz. Nur durch die freiwillige Selbstbeschränkung Gottes entsteht Raum für etwas anderes zu existieren. Indem Gott auf ein Stück seiner Macht verzichtet, entsteht erst die Möglichkeit einer Schöpfung. Du und ich haben nur die Macht zu atmen und zu leben, weil Gott auf ein Stück seiner Macht verzichtet hat.
(Ganz ähnlich argumentiert übrigens auch der jüdische Philosoph Hans Jonas, der in der freiwilligen Selbstbeschränkung Gottes nun auch Raum für das Böse sieht und so für sich eine Erklärung der Theodizee-Frage besonders im Lichte des Holocaust findet).
Aber zurück zum Thema. Das Buch ist kein Eheratgeber. Es wartet nicht auf mit einer Fülle praktischer Tipps und Ratschläge. Es beschreibt vielmehr das Mysterium Ehe und versucht zu beschreiben, welche Dynamik, Wechselwirkung und Energie im Zentrum einer Ehe herrschen.
Durch die Liebe und die Vereinigung von Mann und Frau entsteht solch ein Zimzum, ein neuer Raum, ein gemeinsamer Raum, der das eigentliche Herzstück einer jeden Ehe ist.
Was ich in meinen Predigten oft als Wohlwollentank bezeichnet habe, fassen die Bells in neue Begriffe.
Im Grunde ist es sich sehr ähnlich. Diesen gemeinsamen Raum der Ehe gilt es zu hegen und zu pflegen, aus ihm fließt die Energie und Kraft der Ehe und dieser Raum ist immer wieder gefährdet.
In vier Kapiteln beschreiben sie die Eigenschaften dieses Zimzum.
Man hat nach dem Lesen dieses Buches keine neue To-do-Liste, was man alles umsetzen möchte, vielmehr staunt man über das Mysterium Ehe und hat den Eindruck ihm ein wenig mehr auf die Spur gekommen zu sein.

Hier zwei kleine Videos der beiden als Teaser für das Buch:


Samstag, 4. April 2015

Die Tyrannei der Wunder

Vor kurzem war ich auf einer tiefblauen Konfernz, um die trinitarische Nomenklatur von Christian Schwarz zu gebrauchen. Der Redner erzählte die spektakulärsten Wunder, Taube konnten wieder hören, Krebs war verschwunden und es dauerte nicht lange, bis sich in einer Ecke des Saales Goldstaub am Boden manifestiere und sich die Hände eines Probanten mit aus dem Nichts auftauchenden Öl füllten. Jedem wurde Heilung und Gottes übernatürliche Hilfe zugesagt.

Ich glaube an Wunder und all die übernatürlichen Phänomene. Habe ich doch selbst dazu vor Jahren ein Buch geschrieben. Wenn wir aber das per Definition Außergewöhnliche, das Wunder, zur Normalität und zum Verfügbaren erklären und werden Wunder zum Repertoire des Möglichen oder sogar Notwendigen, dann landen wir bei der Tyrannei der Wunder.

Kommt dann die Hilfe oder die Schmwerzfreiheit vom Arzt oder vom Medikament, von der Physiotherapie oder der Entspannungsmassage, vom Hörgerät oder der Brille, dann ist das zwar schön, aber eben immer nur das Zweitbeste. Ständig macht uns das anscheinend immer zur Verfügung stehende Wunder ein schlechtes Gewissen und trübt die Freude an der Besserung, denn eigentlich hätte das Wunder zum Zug kommen sollen. Wenn tiefblaue Theologie die Verfügbarkeit der Wunder predigt, uns das Leben aber deren Unverfügbarkeit lehrt, dann macht diese Theologie das Wunder zum Tyrannen. Immer wieder scheitert man an seinen Ansprüchen und Forderungen.

Echter Glaube ermöglicht es, mit Wundern zu rechnen. Sie geschehen. Wer sie aber zur Normalität erklärt, ständig verspricht, in Superlativen von ihnen redet und  kein Limit beimisst, der predigt eine gnadenlose Wundertheologie, die alles andere in den Bereich des Verlierens verweist, selbst wenn es mir besser geht oder alles wieder gut ist. Diese Wunder dulden nichts neben sich. Sie erklären nur das Übernatürliche für erstklassig und dem Göttlichen angemessen.

Ich gehe von solchen Konferenzen mit gemischten Gefühlen nach Hause. Einerseits fasziniert von der Möglichkeit des Übernatürlichen und der Schönheit des direkten Eingreifens Gottes, auf der anderen Seite abgeschreckt von dieser Einseitigkeit, die sich im Diktat des Übernatürlichen ausdrückt und allem "Natürlichen" das Stigma der Zweitklassigen anheftet.

Dienstag, 17. März 2015

Start unserer Gemeindekampagne

Am vergangenen Sonntag ist unsere Gemeindekampagne gestartet.
Gemeindekampagne bedeutet, dass nicht nur eine Predigtserie gehalten wird, sondern zusätzlich Arbeitsmaterial erarbeitet wurde, um das Thema der Sonntage in der persönlichen Stillen Zeit und in den Kleingruppen zu vertiefen.
Thema der Kampagne ist: »Unterwegs zu den Menschen«.
Im Grunde geht es um das Thema Evangelisation. Uns ist aber durchaus bewusst, dass genau dieses Thema für ganz viele Christen ein rotes Tuch ist. Die Vorstellungen in den Köpfen von Evangelisation sind oft derart gestaltet, dass zwar alle  der Überzeugung sind, dass Evangelisation  ungeheuer wichtig ist, sich aber trotzdem kaum einer  dafür erwärmen kann.
Während dieser Kampagne möchten wir genau diese Problematik aufgreifen. Es geht uns ganz stark um missionale Gewohnheiten, die Teil unseres Alltags werden und die für uns keinen zusätzlichen  oder  unnatürlichen Aufwand bedeuten. Zudem möchten wir aus der Apostelgeschichte lernen, wie die ersten Christen unterwegs waren zu den Menschen und was sie dabei Spannendes erlebt haben.
Wir wollen Evangelisations weg holen von der Fokussierung auf das Retten der Menschen vor der Hölle. Wir verstehen Verlorenheit wesentlich breiter als nur mit diesem Fokus. Wir wollen alle Christen wieder an Bord holen bei diesem Thema und deutlich machen, dass wir alle bereits Evangelisten sind  und es nicht erst werden müssen. Wir wollen, dass sich nicht länger der Großteil der Christen in Bezug auf dieses Thema als Versager fühlt.
Die Predigten zum Thema lassen sich wie immer nachhören oder nachsehen. Insgesamt dauert die Kampagne zehn Wochen und wer Interesse an einer Umsetzung in der eigenen Gemeinde hat, kann sich gerne bei uns melden.