Samstag, 23. April 2016

Wo ist hier die Stellungnahme der evangelischen Allianz?

Das muss man sich einmal vorstellen: VW betrügt im großen Stil, täuscht Behörden und Verbraucher über Abgaswerte, um sich ein sauberes und umweltbewusstes Image zu geben. Aber es geht nicht um die Umwelt, die Bewahrung der Schöpfung oder den Schutz der Gesundheit durch Feinstaubreduzierung. Es geht einfach nur um Profit. Es ist die altbekannte Habsucht, die täuscht, betrügt, hintergeht, mordet, lügt oder verschleiert, einfach nur um reicher zu werden. Die Wurzel alles Bösen.
Und wir reden hier nicht von der Mafia oder einem Drogenkartell, sondern von einem großen deutschen Unternehmen, Teil einer renommierten Branche, die Vorzeigefirma einer Nation.
Und nun macht VW wegen dieses Betrugs 5,5 Mrd. Euro Verlust. Den größten in der Firmengeschichte. Aber die Betrugssoftware hat sich nicht von alleine entwickelt und irgendjemand hat sie aufgespielt. Dahinter stecken Menschen die das ausführen und andere die sich so etwas ausdenken. Zweitere sitzen in den Manageretagen. Ihre Jobbeschreibung ist vor allem Gewinnmaximierung. Ein Euphemismus für Gier.
Wegen diesem Verlust werden irgendwann wieder Arbeitsplätze gestrichen. Der einfache Arbeitet blutet wegen der aufgeflogenen Gier der Manager.
Und nun kommt das Unerhörte: Diese Macher, die für den Betrug und den Verlust verantwortlich sind, verzichten vorläufig auf 30% ihrer Boni in Millionenhöhe. Aber eben nur vorläufig. Sobald es VW besser geht, werden diese 30% 2018 doch noch ausgezahlt. Wer 3 Millionen bekommt, kann es bestimmt verschmerzen, wenn 1 Million erst ein bisschen später kommt. Hans Dieter Pötsch z.B. will mit gutem Beispiel vorangehen und verzichtet auf 2,3 Mil. Euro. Dafür wechselt er vom Vorstand in den Aufsichtsrat, wofür er sich aber letztes Jahr bereits 20 Mil. Euro hat zusichern lassen.



Keine Sache hat Jesus schärfer kritisiert als den Reichtum und die Gier. Sie haben keinen Platz im Reich Gottes, sie sind antigöttlich und schädlich für die Seele des Menschen und für ihr Miteinander. Geld vergiftet und ist explizit der Götze, dem wir nicht geichzeitig mit Gott dienen können. In zahllosen Reden, Pedigten, Sprüchen und Gleichnissen spricht Jesus von den Reichen und ihrer Habsucht und warnt seine Jünger ernst davor.
Hier nur ein Beispiel:
Luk 6:20 Jesus sah seine Jünger an und sagte: "Wie beneidenswert glücklich seid ihr Armen, / denn euch gehört das Reich Gottes! Luk 6:21 Wie glücklich seid ihr, die ihr jetzt hungert, / denn Gott wird euch satt machen! / Wie glücklich seid ihr, die ihr jetzt weint, / denn ihr werdet lachen!... Luk 6:24 Aber weh euch, ihr Reichen, / denn ihr habt euren Anteil schon kassiert! Luk 6:25 Weh euch, ihr Satten, / denn ihr werdet hungern! / Weh euch, ihr Lachenden, / denn ihr werdet trauern und weinen!

Doch nun fällt mir etwas interessantes auf. Ich höre keinen Aufschrei unter den Frommen gegenüber diesen Firmen, ihren Vorständen und Managern. Warum gibt es keine Veröffentlichung der evangelischen Allianz zu diesem Thema. Warum diskutieren wir in unseren Gemeinden nicht diesen ethischen Skandal. Da rollt doch eine Lawine auf uns zu: wenn so eine renommierte Firme wie VW bescheist, dann darf ich das doch auch. Es ist für den Bürger immer weniger einsichtig, warum er bei seiner Steuererklärung nicht tricksen darf, wenn es die Herrn in Nadelstreifen in ganz großem Stil tun. Bisher wurde noch kein einziger Manager angezeigt. So etwas verdirbt eine Gesellschaft, ihre Moral und ihr Werte.
Ich verstehe einfach nicht, warum sich Fromme so vehement über Homosexualität aufregen können und dauernd die fatalen Folgen dieser sexuellen Neigung auf Gesellschaft, Familie und Moral beschwören, aber kaum Bedrohung wahrnehmen in unserem kapitalistischen Wirtschaftssystem und die dortige Ungerechtigkeit und Widergöttlichkeit so wenig wahrnehmen. Wahrscheinlich ist man sich der eigenen Habsucht bewusst und daher relativ kleinlaut, aber schwul sind wir Frommen ja nicht, daher kann man viel Getöse bei diesem Thema machen. Dabei sagt Jesus ja gerade nichts zum Thema Homosexualität und insgesamt nur sehr wenig zum Thema Sexualität, aber er äußert sich ständig zu den ungerechten Strukturen, die durch Reichtum und Gier verursacht werden. Und da hilft es auch nicht sich damit herauszureden, dass Jesus nichts zu Homosexualität sagen musste, weil deren Verbot Allgemeingut war. Auch die Sündhaftigkeit von Gier und Habsucht war jüdisches Allgemeingut und doch hat Jesus das Volk ständig daran erinnert.
Was unser Volk verdirbt und Familien zerstört sind weniger die 3-5% Homosexuellen in unserem Land, die einen Weg suchen, ihre Liebe zu schenken und zu empfangen, sondern unsere Gier und Habsucht, die sich seit Jahrhunderten als Wirtschaftssystem tarnen und Gegnstand Tausender Vorlesungen an jeder Hochschule sind. Freie Marktwirtschaft als der Euphemismus für die Todsünde der Gier. Hier stimmt etwas nicht. Man kann uns Fromme nicht nur daran messen wogegen wir demonstrieren, sondern auch daran, wozu wir schweigen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen