Mt. 1,18 Es folgt die Geschichte der Geburt von Jesus, dem Messias: Seine Mutter Maria war mit Josef verlobt.
Da stellte sich heraus, dass Maria ein Kind erwartete, obwohl sie noch
nicht miteinander geschlafen hatten. Sie war durch den Heiligen Geist
schwanger geworden. 19 Josef,
der schon als ihr Ehemann galt, war ein gewissenhafter und
gottesfürchtiger Mann. Er nahm sich deshalb vor, den Ehevertrag
stillschweigend rückgängig zu machen, um sie nicht bloßzustellen. 20 Während
er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum.
"Josef", sagte er, "du Sohn Davids, zögere nicht, Maria als deine Frau
zu dir zu nehmen. Denn das Kind, das sie erwartet, stammt vom Heiligen
Geist. 21 Sie wird einen Sohn zur Welt bringen, den du Jesus, Retter, nennen sollst, denn er wird sein Volk von seinen Sünden befreien.
Der Text redet davon, dass Josef und Maria verlobt waren. Wie muss man
sich das vorstellen? Zur damaligen Zeit war es üblich, dass die
Brauteltern mit dem Bräutigam oder dessen Eltern einen Ehevertrag
abschlossen. Dabei wurde den Brauteltern ein Brautpreis überlassen,
womit die Braut in die Familie und das Haus des Bräutigams übergegangen
ist. Mit dem Abschluss dieses Ehevertrages waren der Mann und die Frau
miteinander verlobt und der Ehevertrag war bereits rechtsgültig.
Normalerweise wartete man aber mit der Heimholung der Braut in das Haus
des Bräutigams ein Jahr, um sicherzustellen, dass die Braut auch
wirklich noch Jungfrau war. Wäre ihr in diesem Jahr durch einen immer
größer werdenden Bauch eine Schwangerschaft nachgewiesen worden, so wäre
klar gewesen, dass sie vor dem Abschluss des Ehevertrags von jemand
anderem geschwängert worden wäre und damit keine Jungfrau mehr war. So
konnte man den Ehevertrag wieder auflösen und im zweiten Schritt die
Braut auch vor Gericht stellen wegen Unzucht.
Bei Maria hat es sich nun genauso abgespielt. Sie befand sich als
Verlobte in diesem Wartejahr und Josef hatte sie noch nicht in sein Haus
geholt. Und genau jetzt muss Maria ihren Verlobten offenbaren, dass sie
schwanger ist.
An der Reaktion von Josef wird zweierlei deutlich: seine Aufrichtigkeit
und auch seine Barmherzigkeit. Da Josef natürlich nicht von einer
Schwangerschaft durch den Heiligen Geist ausgegangen ist, brachte er
seine Enttäuschung über die nicht von ihm stammende Schwangerschaft
dadurch zum Ausdruck, dass er die Ehe auflösen wollte. Er wollte dies
aber stillschweigend ohne Einbezug der Öffentlichkeit tun, damit Maria
nicht vor Gericht gestellt würde und je nach Richter ernsthafte
Konsequenzen bis zur Todesstrafe hätten erleiden müssen. Josef lässt
hier Barmherzigkeit vor Recht geschehen. Das ist sicher seiner Liebe zu
Maria, aber auch seiner großen Barmherzigkeit geschuldet. Dies macht
auch deutlich in welcher Familienatmosphäre Jesus aufgewachsen ist. Hier
herrschte nicht strenge Gesetzlichkeit, wo ohne Rücksicht auf Verluste
das Gesetz bis zum letzten durchgezogen wurde, sondern Jesus hatte einen
Vater, der um der Liebe willen Gnade vor Recht ergehen ließ. So wurde
unser Herr nicht nur von seinem barmherzigen himmlischen Vater, sondern
auch von seinem barmherzigen irdischen Vater geprägt.
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